Bühne frei: verborgene Objekte jetzt sichtbar
Lebendiger Auftakt im Jugendhaus
Am Dienstag, 5. April zwischen 17 und 20 Uhr, lancierten wir unser Entsammlungsprojekt im Jugendhaus Langnau.
Auftritt im Dunkeln
Das Regionalmuseum Chüechlihus lud dazu ein, sich über das Projekt zu informieren und machte Objekte, die sich normalerweise im Depot befinden, erstmals öffentlich sichtbar. Die Ausstellungsstücke wurden bisher im Verborgenen aufbewahrt und werden seit April im Dachstock des Jugendhauses an der Mooseggstrasse 32 gezeigt. Es handelt sich um Kulturgüter aus dem Emmental, die aus der Museumssammlung entlassen werden können.
Besucher:innen gelangen über eine breite, steile Rampe in einen dunklen Raum und können dort die Sammlungsstücke besichtigen. Die aussergewöhnliche Inszenierung, bei der ganz bewusst auf grelles Licht verzichtet wurde (vgl. Making-Of: die Neon-Disko entsteht), sorgte am Abend der Projektlancierung für positive Rückmeldungen.
Museumspersonal begleitete die Anwesenden auf ihrer Entdeckungsreise durch die Ausstellung. Besucher:innen konnten zudem mit Taschenlampen die aussergewöhnlich inszenierten Objekte individuell erforschen. Bis im Herbst finden weitere, für die Öffentlichkeit kostenlose, Veranstaltungen statt (vgl. Anlässe).
Vielseitige Musik zu #AltSuchtNeu
Nur wenige Minuten waren an dem Abend vergangen, als uns eine Stimme aus der Nachbarschaft etwas zurief. Nach wiederholten Rufen über Strassen und Gärten hinweg, hörten wir die Botschaft: Sehr schön! Wunderbar! hiess es.
Damit war die Musik von Enrico Lenzin gemeint, der mit Alphornklängen die Projektlancierung im Jugendhaus eröffnete. Der Künstler reiste mit dutzenden von kleinen und grossen Instrumenten aus St. Gallen an. Mit dabei hatte er Glocken, Trommeln, grunzende Plastiksäuli, eine Schale zum Talerschwingen und vieles mehr. Er setzte musikalisch unser Motto #AltSuchtNeu um; kreativ und rhythmisch sehr abwechslungsreich. Mit viel Fingerspitzengefühl schaffte er es, mit seiner musikalischen Interpretation, die Menschen und Themen vor Ort miteinander zu verbinden.
Kulinarische Neuheiten
Das farbenfrohe Buffet beim Jugendhaus war ein Augenschmaus und lockte mit neuen kulinarischen Erfindungen. Diese schufen wir aus traditionellen Rezepten der Region, gemeinsam mit dem Langnauer Catering Zum Topf. Zum Buffet gehörten beispielsweise die typischen Rosenchüechli, die an diesem Abend erstmals vegan angeboten wurden. Passend zum kalten Wetter offerierten wir eine währschafte Suppe: eine traditionelle Kindsbettisuppe, ursprünglich für frischgebackene Müttern zur Stärkung gedacht. Für unseren Anlass wurde sie nach dem Rezept aus einem historischen Kochbuch zubereitet. Der spezielle Twist: ebenfalls vegan. Auch die Emmentaler Bretzeli, eine Kreation von Susanna Feller, überraschten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen. Nebst der klassischen Variante mit Käse wurden knallrote Bretzeli mit Randen und eine dritte Sorte mit Spinat-Bärlauch serviert.
Die Projektlancierung lockte zahlreiche Gäste nach Langnau. Viele Anwesende kannten sich bereits aus der Nachbarschaft und Umgebung, aber es nahmen auch Museumsmitarbeiter:innen aus der ganzen Schweiz, Fachpersonen oder spontan Interessierte an diesem Abend teil.
Ebenfalls anzutreffen waren Mitglieder des Objektrats #AltSuchtNeu. Dieses neu gegründete Gremium begleitet das Projekt.
Entsammeln soll kein Tabu sein
Über viele Jahre hinweg war das Entsammeln von Objekten, die so genannte Deakzession in der Fachsprache, ein Tabuthema in Schweizer Museen. Auf den ersten Blick widerspricht es den Grundaufgaben eines Museums, Objekte wegzugeben. Sind die Museen doch dazu da, Kulturgut zu sammeln. Doch für Simon Schweizer, Projektleiter und Entsammlungsexperte ist klar, dass unter den richtigen Voraussetzungen und im Rahmen gesetzlicher und ethischer Vorgaben das Aussondern von Museumsgegenständen nicht nur vertretbar, sondern für eine verantwortungsvolle Sammlungspflege auch notwendig ist. Gemeinsam mit Carmen Simon, Museumsleiterin und Initiantin des Projekts, machten sie an dem Abend diesen wichtigen Schritt in die Öffentlichkeit.
Im Regionalmusem Chüechlihus befinden sich hunderte Objekte, die mehrfach vorhanden oder unvollständig sind. Die Geschichte der meisten von ihnen ist nicht dokumentiert. Diese Objekte, die jetzt für eine Entsammlung in Frage kommen, wurden von Museumsmitarbeitenden sorgfältig ausgesucht.
Da das Kulturgut der Emmentaler Bevölkerung gehört, es von hier kommt und die Geschichte der Region widerspiegelt, besitzen alle Emmentaler:innen ein Mitspracherecht. Sie entscheiden mit, was mit den Objekten geschieht 👉🏽 hier ansehen und darüber abstimmen.